Bericht Oberbadisches Volksblatt


Schliengen
Virus bremst Kicker aus
Oberbadisches Volksblatt 17.02.2021 

„Alle vermissen die wichtigste Nebensache der Welt“, sagt Gerrit Höveler, Vorsitzender der Sportfreunde Schliengen, auf Nachfrage unserer Zeitung. Seit dreieinhalb Monaten ruht der Sportbetrieb und ein Ende des Lockdowns ist immer noch nicht in Sicht. Die Situation sei insbesondere für den Fußball-Nachwuchs kräftezehrend.

Schliengen. „Wir können immer noch nicht trainieren. Es ist ungewiss, wann wieder trainiert wird, und ob die Saison überhaupt weitergespielt oder komplett annulliert wird“, erklärt der Vorsitzende..
Laut Südbadischem Fußballverband müssen bis zum 30. Juni zumindest die Vorrunde ausgespielt sein, damit die Saison inklusive Auf- und Absteigern zähle. „Wir haben mit der ersten Herrenmannschaft noch sieben Hinrundenspiele zu absolvieren. Daher muss die Saison Anfang Mai starten, sonst wird das nichts mehr. Für uns wäre das sehr schade, schließlich können wir bei der Meisterschaft noch ein Wörtchen mitreden und hätten noch spannende Spiele vor der Brust“, berichtet Höveler und verweist auch auf die Damenmannschaft, die ebenfalls noch im Meisterschaftsrennen ist, und die zweite Meisterschaft in Folge in der Bezirksliga anstrebt.

Sorge bereiten dem Vorsitzenden die finanziellen Auswirkungen der Pandemie: „Unser Festgeldkonto abzüglich der monatlichen Fixkosten ist noch bis etwa zur Jahresmitte stabil, dann bekommen wir Probleme. Wir brauchen jetzt wieder Einnahmen. Das Clubheim muss zeitnah öffnen. Wir brauchen Heimspiele und Bundesliga-Übertragungen im Clubheim (Sky).“ Höveler hofft darauf, Mitte bis Ende des Jahres doch noch Veranstaltungen wie das Oktoberfest durchführen zu können.

Jugendarbeit leidet unter den Pandemiefolgen

„Es werden Online-Trainingsprogramme angeboten, beispielsweise mit Fitnessübungen“, berichtet Höveler auf Nachfrage. Die Trainer versuchen die Spannung mit Challenges hochzuhalten. Als Beispiel nennt Höveler eine Laufchallenge der Juniorinnen mit dem Chemnitzer FC per Instagram.
„Aber schlussendlich ist das sehr kräftezehrend. Die Nachwuchsfußballer wollen auf den Platz sowie an den Ball und sich mit Freunden zum Kicken treffen, statt alleine zu Hause vor dem Handy Fitnessübungen zu machen“, sagt Höveler und betont: „Für die Kinder und Jugendlichen ist das alles sehr zermürbend. Keine Schule, keine Hobbys, kein sozialer Kontakt. Ich sehe momentan eine gewisse Lethargie. Alle sind sehr müde und kaum zu motivieren.“ Er hoffe sehr auf den Frühling und einen damit einhergehenden wetterbedingten Fall der Coronazahlen.“ Darüber hinaus wünscht er sich, „dass nun zügig durchgeimpft wird. Alle vermissen ,die wichtigste Nebensache der Welt’.“
Sobald es wieder los geht, erwartet er einen Run auf die Fußballplätze. „Jeder lechzt nach sozialem Kontakt und gemeinsamen Sport.“ Das gelte auch für die Volleyball-Abteilung. Auch diese stehe komplett still und wartet auf den Frühling.
Er wisse nicht, welche körperlichen Defizite die Kinder nach der langen Trainingspause haben. Was Fitness, Koordination, Beweglichkeit, Ausdauer und Kraft angehe, stehen dann alle Mannschaften vor den gleichen Problemen.

Arbeitseinsätze müssen ebenfalls ruhen.

„Normalerweise wollten wir diesen Winter unseren Spielplatz renovieren und mit neuen Spielgeräten bestücken“, berichtet Höveler. Diese Arbeiten ruhen ebenso wie der überfällige Umbau der Umkleidekabinen. Die Kabinen sollen größer werden und den Bedürfnissen der 13 Jugendmannschaften und drei Aktivmannschaften angepasst werden. „Hierzu wollen wir eine stolze fünfstellige Summe investieren“, erklärt Höveler. Bei den Eigenleistungen waren insbesondere Abbrucharbeiten geplant. Coronabedingt muss nun alles verschoben werden.
Zum einen muss der Verein laut Höveler finanziell noch mal nachrechnen. Zum anderen können die Arbeitseinsätze erst starten, wenn wieder eine Zusammenkunft von 20 Personen erlaubt ist. Dann wiederum beginnt auch wieder der Spielbetrieb, für den Kabinen benötigt werden. Die Kabinenrenovierung kann nur in der spielfreien Nicht-Corona-Zeit umgesetzt werden.

Viele Ideen warten auf die Umsetzung

Dennoch tut sich einiges im Hintergrund: „Wir sprühen vor Ideen und Tatendrang, werden jedoch brutal ausgebremst. Es läuft momentan viel Brainstorming im Hintergrund ab. Die Umsetzungen müssen jedoch alle warten“, berichtet der Vorsitzende und nennt als Beispiel die geplante Umstrukturierung der Jugendabteilung mit dem Ziel, die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen, Anreize für Jugendtrainer zu schaffen und verschiedene sportliche Leiter in gebündelten Altersklassen einsetzen.